Osteopathiepraxis und Impfungen

Durch die Abwesenheit schwerer Verläufe in grossen Teilen der Bevölkerung fällt es immer schwerer die Wichtigkeit der Impfungen nachzuvollziehen. In der Schweiz und in Zentraleuropa sind uns viele Krankheiten nur noch als Namen bekannt, da sie durch weitreichende Impfprogramme fast nicht mehr ausbrechen oder nur noch sehr selten auftreten. 

In unserer Praxis werden wir immer wieder auf das Thema „Impfung“ angesprochen. Vor allem werdende und junge Eltern machen sich viele Gedanken zu dem Thema. Die eigene Internetrecherche schafft zumeist wenig Klarheit, oft führt diese zu mehr Verunsicherung, als kohärent zu informieren.
Durch diese Problematik sehen wir uns immer häufiger mit nicht ausreichend geimpften Patienten konfrontiert, vor allem weil auch viele Gerüchte und Verwechselungen um impfspezifische Begriffe im Umlauf sind.

Dieser Artikel versucht die Notwendigkeit von Impfungen zu verdeutlichen, erklärt die verschiedenen Formen von Impfstoffen, mögliche Nebenwirkungen, Meldekriterien und gibt einen kleine Übersicht über die zu impfenden Krankheiten. 

Impfbare Krankheiten bedeuten immer ein Risiko für die Bevölkerung, da sie oft nur eingeschränkt oder schwer zu behandeln sind und in häufigen Fällen lebensbedrohlich sein können.

Ein kleiner Auszug von Krankheiten gegen die geimpft wird

Masern:

  • Übertragung: Tröpfcheninfektion
  • Krankheitsbild: Fieber, Hautausschlag, Bindehautentzündung, Husten
  • Behandlung: keine- nur symptomatisch
  • Komplikationen: Lungenentzündung, Mittelohrentzündung, Hörschäden
  • Spätfolgen: subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) die zum Tod führt, besonders häufig sind Kinder betroffen, die sich als junge Säuglinge infiziert haben. 

 

Diphtherie:

  • Übertragung: Tröpfcheninfektion
  • Krankheitsbild: Fieber, Kopfschmerzen, Schluckbeschwerden, Echter Krupp (Heiserkeit, bellender Husten, Erstickungsanfälle)
  • Behandlung: Diphtherie-Antiserum, Antibiotika, Luftröhrenschnitt
  • Komplikationen: Herzmuskelentzündung, Lähmung der Schluck- und Atemmuskeln, Gefässschädigungen

 

Windpocken:

  • Übertrageung: Tröpfchen- und Schmierinfektion
  • Krankheitsbild: Fieber, juckender Hautausschlag (Gesicht, Kopf und Rumpf)
  • Behandlung: symptomatisch, Juckreizlinderung, lokale Antibiotika
  • Komplikationen: Narbenbildung, toxisches Schocksyndrom, Mittelohrentzündung

 

Keuchhusten:

  • Übertragung: Tröpfcheninfektion
  • Krankheitsbild: Schnupfen, nächtlicher Husten der zu mehrwöchigem Krampfhusten wird.
  • Behandlung: im frühen Stadium Antibiotika wirksam.
  • Komplikationen: Atemstillstand und häufiger plötzlicher Tod bei Säuglingen, Lungenentzündung, Gehirnentzündung mit epileptischen Anfällen

 

Daher gibt es zwei wichtige Möglichkeiten um das Infektionsrisiko gering zuhalten. Dies wäre zum einen Hygienemassnahmen, wie Händewaschen, Abstand halten, und zum anderen sind das Impfungen.

Das BAG (Bundesamt für Gesundheit) gibt jedes Jahr einen Impfplan heraus in dem verschiedene Impfungen empfohlen werden.
Basisimpfungen werden zum Wohl der individuellen wie auch der öffentlichen Gesundheit unerlässlich empfohlen, da diese Impfungen einen grossen Schutz bieten. Ausserdem gibt es ergänzende Impfungen, welche einen individuellen Schutz für bei gezielter Exposition (Reisen, Beruf) bietet.
Zuletzt gibt es eine Selektion an Impfungen für Risikogruppen um gesundheitlich geschwächte Person zu schützen.

Wie werden Impfungen verabreicht?

Impfungen können in der Schweiz auf 3 unterschiedliche Arten verabreicht werden.

Lebendimpfung

Hierbei wird einem Patienten ein abgeschwächten Erreger verabreicht. Dadurch bildet der Körper erregerspezifische Abwehrstoffe und Gedächtniszellen, sogenannte Antikörper. Die Impfung ahmt die natürliche Infektion nach, daher treten oft Impfreaktionen auf, meist ähneln sie der Krankheit.
Die häufigsten Lebendimpfungen sind Masern, Mumps, Röteln, Rotaviren und Windpocken.
Sofern die Impfung angeschlagen hat, besteht ein lebenslanger Schutz vor der geimpften Krankheit.

Toxoidimpfstoff

Der Toxoidimpfstoff richtet sich nicht gegen die Erreger, sondern gegen ein von ihnen produziertes Toxoid/Gift. Impfreaktionen treten nach einigen Stunden auf und hängt mit der Erfahrung des Organismus mit dem Gift ab. Die bekanntesten Toxoidimpfungen werden gegen Tetanus und Diphtherie eingesetzt. Empfohlen wird die Impfung im Erwachsenenalter alle 10 Jahre aufzufrischen.

Todimpfstoffe

Die Impfung besteht aus Antigenen (Erregerbestandteilen) die den Angriffspunkt für das Immunsystem in der Bekämpfung der jeweiligen Erkrankung sind. Die Wirkung der Impfung fällt unterschiedlich aus. Allerdings ist bei dieser Art der Impfung oft kein lebenslanger Schutz gewährleistet werden. Daher muss diese Impfung im Laufe des Lebens wiederholt werden. Krankheiten die durch Todimpfstoffe geimpft werden sind zum Beispiel: Pneumokokken, Keuchhusten und Hepatitis B. Impfreaktionen sind hierbei häufig, allerdings mit nur sehr schwachen Beschwerden in Form von lokale Schwellungen und/oder Rötungen, die nach nach 1-2 Tagen abklingen.

 

Häufig entsteht eine Abneigung zu Impfungen durch das fehlende Verständnis zwischen gewollten Impfreaktionen und Impfkomplikationen und Impfschaden.

Impfreaktion

Eine Impfreaktion ist eine gewollte Re­ak­ti­on des Or­ganismus auf ei­ne Schutz­impfung. Dabei treten Rötungen, Schwellungen, Schmerzen an der Einstichstelle, er­höh­te Kör­pertemperatur, Mattig­keit, Kopf- und Glie­der­schmerzen auf. Impf­re­ak­tionen treten meist in­ner­halb von 72 Stunden nach der Schutzimpfung auf und halten bis zu 3 Ta­ge an. Impf­re­ak­tionen zeigen, dass das Im­munsystem sich mit dem Impfstoff aus­ein­an­der­setzt. Bei Lebendimpfstoffen sind Impfreaktionen ein wichtiges Zeichen das der Impfstoff wirkt.

Impfkrankheit

Als Impfkrankheit gilt die Symptomatik, welche nach Impfung mit Lebendimpfstoffen auftreten kann und der Krankheit ähnelt, die durch entsprechenden Wildtyp des im Impfstoff enthaltenen Erregers ausgelöst wird, in der Regel jedoch milder verläuft. Am bekanntesten ist Impfpoliomyelitis, welche nach Schluckimpfungen auftreten kann.

Impfkomplikation

Unter Impfkomplikationen versteht man eine über die normale Impfreaktion oder Impfkrankheit hinausgehende, oft therapiebedürftige Erkrankung nach einer Schutzimpfung; in seltenen Fällen sind bleibende Schäden eingetreten. Auslöser dafür ist das Impfantigen selbst oder Hilfsstoffe welche im Impfstoff enthaltend sind. In der Literatur werden nur sehr selten Impfkomplikationen beschrieben, welche eindeutig auf die Impfung sich zurück führen lassen. Prinzipiell sind Folgeschäden durch die eigentliche Krankheit um ein vielfaches häufiger als die durch Impfungen.

Impfungen dienen dazu dem Körper zu ermöglichen durch das immunologische Gedächtnis, Krankheiten vor dem Ausbruch abzuwehren beziehungsweise rechtzeitig zu bekämpfen.
Impfungen werden vor allem für Krankheiten empfohlen, welche mitunter zu schweren Krankheitsverläufen und langanhaltenden Komplikationen führen. Aus unserer Sicht als Gesundheitsfachpersonen überwiegt das individuelle sowie das gesellschaftliche Risiko einer Nichtimpfung dem Risiko von Impfungen bei weitem.

von Franziska Fiedler

Websites für unabhängige Informationen